Das_Gesellenstück-2020

Liebe angehende Tischlerinnen und Tischler, das Gesellenstück ist ein besonderer Teil der Abschlussprüfung im Tischlerhand- werk. Es ist ein individuell geplantes und persönliches Möbel. Es ist ein sichtbares Zeugnis für deine erworbenen Fähigkei- ten und ein Begleiter in deine berufliche Zukunft. Und es ist eine schöne Gelegen- heit, eigene Ideen zu finden, zu entwickeln und zu realisieren. Besser mit Gestaltung Tischlerinnen und Tischler üben ein ge- staltendes Handwerk aus. Tischlerarbei- ten sollen qualitativ hochwertige Pro- dukte mit langer Lebensdauer sein. Gut gestaltete Produkte wecken Emotionen, sind leicht bedienbar und bereiten dem Benutzer Freude. Deshalb lohnt es sich, über die Gestaltung gründlich nachzu- denken. Auf den folgenden Seiten geben wir dir Anregungen und Tipps für den Ge- staltungsprozess. Am Anfang steht eine gute Idee. Im Ent- wurf wird anschließend das Konzept ausgearbeitet. Da ist nicht die geniale, schnelle Skizze gefragt, sondern eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema, die Spaß machen kann und stolz auf das Ergebnis. Gestaltung ist kein Theoriefach. Du lernst sie durch die An- wendung, indem du gestaltest und dar- über nachdenkst. Kopf und Hand gehen dabei zusammen. Die Frage nach der Gestaltung beginnt in der Ausbildung, erreicht mit der Gesel- lenprüfung ein erstes wichtiges Ziel und kann dich das ganze Berufsleben beglei- ten. Seit vielen Jahren fördern die Tisch- lerinnungen die Gestaltung im Tischler- handwerk mit dem Designwettbewerb „Die Gute Form — Tischler gestalten ihr Gesellenstück“ für die Gesellenstücke eines Jahrgangs. Hier gibt es keine Noten, sondern Preise für die besten Ideen und Konzepte. Gestaltung lohnt sich für das Gesellen- stück und später im Beruf. Denn gute Ge- staltung macht Produkte einfach besser. Wir wünschen dir also Freude an der Ent- wurfsfindung und viel Erfolg für das Ge- sellenstück! Fachverband Tischler NRW T R O W R O V 5

Der Gestaltung auf die Spur kommen Erste Ideen können aus spontanen Gedanken entstehen, doch erfolgversprechender ist es, sich auf die Ideenfindung zu kon- zentrieren und sich aktiv damit zu beschäftigen. Mit dieser Vor- bereitung stellen sich neue Ideen von ganz alleine ein. Sie wer- den zunächst ohne jegliche Wertung gesammelt, sortiert und auf ihre Eignung für einen Möbelentwurf geprüft. Schließlich wird eine Idee ausgewählt und zu einem Entwurfskonzept weiterent- wickelt. Denn solange die Idee nur im Kopf ist, verschwindet sie leicht wieder, sie ist flüchtig. Mit Bildern, Skizzen und Notizen werden Ideen festgehalten. Sie entwickeln auf dem Papier eine neue und eigene Kraft. Die Skiz- ze präzisiert die Gedanken, sie ist die Sprache mit der Handwer- kerinnen und Handwerker, Architektinnen und Architekten sowie Designerinnen und Desginer Ideen beschreiben und in abstra- hierter, verdichteter Form sichtbar machen. Recherche Anregungen findest du beispielsweise in Zeitschriften und Bü- chern, in Möbelhäu- sern und auf Messen, in Ausstellungen und im Museum, bei der Beschäftigung mit Design, Architektur und Technik, in Gesprächen mit Freunden, in der Familie, in der Berufsschule und im Betrieb. Die Bild- recherche im Internet lenkt gerade am Anfang eher davon ab, einer wirklich eigenen Idee auf die Spur zu kommen. Struktur Lege dir eine Projektmappe an und sammele dort alle Fund- stücke, die dich inspirieren. Zuerst alles für die Idee: eigene Skizzen, Fotos und Notizen. Die Skizzen können und sollen nicht perfekt sein, sie sind keine technische Zeichnung. Denke nicht sofort an die Fertigung in der Werkstatt. Entwickele erst ein Konzept und finde den roten Faden, anschließend suche deine Lösungen für die Umsetzung. Es ist hilfreich, sich selber Fragen zu stellen – denn das fördert die Entstehung von Ideen: Welche Möbel gibt es, welche interes- sieren mich? Was brauche ich, was nicht? Was begeistert mich im Design und bei den Trends, was in Beruf, Hobby, Freizeit und Sport? Kann daraus eine Idee für ein Möbel entstehen? E E D I 7

Objektmöbel Anregungen aufnehmen und eigenständig umsetzen Für die meisten Entwurfsideen und Mö- belthemen gibt es schon Beispiele. Man kann sie studieren, um das Konzept und die Grundidee zu entdecken und um ihre Unterschiede und Ähnlichkeiten zu finden. Denn eine gründliche Recherche als Ein- stieg in ein Thema macht erfindungsreich und kreativ. Eigenständigkeit Es ist richtig, sich Anregungen zu su- chen und sie aufzunehmen. Aus der Ver- knüpfung von Bildern, Eindrücken und Gesehenem entwickeln sich neue Ideen. Für eine gute Gestaltung ist es aber sehr wichtig, dass sie eigenständig ist. Diese entsteht aus eigenen, persönlichen Ideen. Denn gestalten bedeutet, neue Lösungen zu suchen. Es bedeutet nicht, bereits be- stehende zu wiederholen. Das Gegenteil von Eigenständigkeit ist deshalb die Ko- pie oder der Nachbau von Ideen, die ande- re schon hatten. AUFBEWAHRUNGSMÖBEL, CAMPINGKFAHRRADANHÄNGER, GARDEROBE,KAMERASCHRANK, KINDERMÖBELMODULREGAL, MUSIKTRUHE, SSCHATULLE, SPIELTISCH, SCHREIBTISCH,SITZMÖBEL, STAFFELEI, STEHPULKISTE, ZEICHENTISCH, ...

Es gibt Möbel • • • • die Spaß machen. für Freizeit, Hobby und Sport. für die Zeremonie (Kaffee, Tee, Vinyl). für die Musik (zum Hören, Machen, Instrumente Aufbewahren). zum Sammeln und Aufbewahren. • Möbel können auch • • Skulptur oder Objekt sein. aus der Beschäftigung mit einer Form, einem Material, einer Funktion oder einem Detail entstehen. Für die Teilnahme am Gestal- tungswettbewerb „Die Gute Form“ musst du unbedingt selbst die Entwurfsverfasse- rin oder der -verfasser sein. Denn die Preise dort werden für die Idee und den Entwurf vergeben. E E D I 9 CAMPINGKÜCHE, COUCHTISCH, DJ-PULT, ESSTISCH, ARDEROBE, GEIGENKASTEN, GITARRENSTÄNDER, KINDERMÖBEL, LESEPLATZ, MOBILES TATTOOSTUDIO, MUSIKTRUHE, SAMMLERSCHRANK, SCHMINKMÖBEL, SCHMUCK- SCHREIBTISCH, SCHUHSCHRANK, SIDEBOARD, TEHPULT, VITRINE, WÄSCHEKOMMODE, WERKZEUG-

Der Gestaltung auf der Spur Erlaubt ist, was gefällt? Nein! Denn es geht nicht nur um deinen individuellen Geschmack, sondern um die Designqualität eines Gebrauchsmöbels. Es geht darum, welche Gestaltungs- mittel ausgewählt werden: Wie werden Form, Farbe und Material eingesetzt, um die Idee bestmöglich zu verwirklichen? Außerdem geht es für eine stimmige Ge- samtkomposition um Funktion und Ergo- nomie, um Proportion und Kontrast und um die Ausarbeitung der Details. Gestaltung, Formgebung und Design sind weitgehend gleichbedeutende Begriffe und bezeichnen das gesamte Erschei- nungsbild des Stücks. Es bezieht sich nicht allein darauf, was schön aussieht oder ins Auge fällt, sondern es spricht alle Sinne an (Sehen, Tasten, Hören, Riechen). Nach der Frage „Was baue ich?“ kommt nun die Frage nach der gestalterischen Entscheidung: „Warum so und nicht an- ders?“ Gestaltung passiert nicht zufällig oder von selbst, sondern sie ist das Ergebnis gut vorbereiteter Entscheidungen. Die Vorbereitung besteht darin, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren und mit- einander zu vergleichen. Dieses Verglei- chen ermöglicht die Beurteilung und Aus- wahl der richtigen Entscheidung. Dazu ist Geduld und Ausdauer nötig, die aber mit Gestaltungsqualität belohnt wird. Das Erscheinungsbild, und damit die Ge- staltwirkung eines Möbels, wird durch die ausgewogene und stimmige Kompo- sition der Gestaltungsmittel geprägt. Die Wahl der Form, der Einsatz von Farbe und die Festlegung eines Materials sind solche Gestaltungsmittel. Jedes dieser Mittel hat eine eigene Ausdruckskraft und Wirkung. Damit kann die Entwurfs- idee erfolgreich umgesetzt werden. Sie ist wie ein roter Faden oder eine Story, die erzählt wird. Die Entscheidung für die richtige Anwendung der Gestaltungsmit- tel wird dadurch erleichtert. Ideen entwickeln Probleme lösen Gestaltung beinhaltet: • • • Details ausarbeiten Emotionen erzeugen • • Entscheidungen darstellen • Anforderungen umsetzen G N U T L A T S E G 11

Sieben Leitfragen zur Gestaltung deines Gesellenstücks: Gestaltungsqualität Wie passen Form, Farbe, Material, Volumen und Maße zusammen? Wie setze ich Gestaltungsmittel ein? Funktionalität Ein Möbel ist auch ein Gebrauchsgegenstand. Wie und wozu benutze ich es und wie erfüllt es diese Anforderung? Ergonomische Anpassung Habe ich die Abmessungen richtig gewählt? Welche Maße sind für diesen Möbeltyp üblich und warum? Ist es komfortabel zu bedienen? Ablesbarkeit des Gebrauchs Ist das Möbel selbsterklärend und leicht bedienbar? Umwelt und Nachhaltigkeit Habe ich das Möbel so gestaltet, dass in der Produktion, während der Nutzung und bei der Entsorgung die Umwelt möglichst wenig belastet wird? Setze ich nachwachsende und recyclingfähige Mate- rialien ein, wo es möglich ist? Emotionalität Macht es Freude, das Möbel anzuschauen und zu benutzen? Weckt es Neugierde und Aufmerksamkeit? Materialgerechtigkeit Entsprechen der Einsatz, die Verarbeitung und die Konstruktion den Eigenschaften des vorgesehenen Materials? 1 2 3 4 5 6 7 G N U T L A T S E G 13 Stelle ein Anforderungsprofil auf und schreibe dazu alles auf, was das Möbel bezogen auf seine Aus- stattung und Nutzung können soll. Außerdem aufschreiben, welche Vorgaben oder Empfehlungen es für Maße usw. gibt.

stabil – instabil steigend – fallend Ordnung – Unordnung Reihe – Rhythmus Was ist Form? Der Begriff Form steht für die Gestalt. In der Formenlehre wird versucht, das We- sen der Form zu beschreiben und ihre Wirkung zu verstehen. Diese hängt von der Person des Betrachters ab und von seinem kulturellen Hintergrund. Denn es gibt Sehgewohnheiten und Grunderfah- rungen, die jedem von uns vertraut sind: Was ich kenne, das gefällt mir eher als etwas Neues, Ungewohntes. In der Wahr- nehmungspsychologie werden Begriffe wie Schwerkraft, Symmetrie, Gleichge- wicht, Richtung, Ruhe und Dynamik ver- wandt, um die Wirkung auf die Betrachter zu beschreiben. Für den Möbelentwurf ist es also wichtig, ein Gespür für die For- menlehre zu entwickeln und ihre Anwen- dung zu üben. Es ist wichtig, eine Form zu finden, die der Idee und Absicht des Mö- bels entspricht. Im Kapitel Form werden wichtige Gestaltungsmittel vorgestellt. M R O F 15

Spannung Die Formgebung betrachtet, wie die unterschiedlichen Möbelele- mente zueinander in Beziehung stehen. Diese Zuordnung kann man als Spannung begreifen und ihre Kraft verändern. Die rich- tige Spannung stellt sich zwischen Ruhe und Dynamik, zwischen Langeweile und Chaos ein. Die Komposition ist stimmig, wenn die verschiedenen Elemente am Möbel insgesamt ausgewogen sind. Ein kleiner Griffknauf, in der Mitte auf einem Auszugsdoppel montiert, strahlt Ruhe aus und ist statisch, es entsteht keine Spannung. Wenn er dagegen im oberen Drittel angebracht wird oder sogar durch einen Bügelgriff oben links ersetzt wird, dann setzt er einen Schwerpunkt auf der Fläche des Auszugdoppels und erzeugt eine Spannung. Ein einzelnes offenes Fach in einer ansonsten geschlossenen Front (typischer Fall bei einem TV- Sideboard) setzt in der Ansicht des Möbels einen Akzent, der durch Gestaltung festgelegt wird. Ruhe – Spannung ausgeglichen – unausgeglichen nebeneinander – ineinander

Gegensatz Wenn Elemente, wie beispielsweise Türen und Auszüge auf einer Möbelfront in unterschiedlicher Größe, Form, Anzahl oder Hel- ligkeit zusammenkommen, dann entstehen durch die Verschie- denheit dieser Bauteile Gegensätze. Diese kann man sich wie Kräfte vorstellen, die sich gegenseitig beeinflussen. Die Gegensätze können dabei schwach oder stark sein. Starke Gegensätze bezeichnet man als Kontrast. Die Bezüge zwischen den Elementen eines Möbels zu erkennen, zu untersuchen und zu steuern – das bedeutet gestalten. Die Unterschiede sollen deutlich sein, denn sehr ähnliche Formen werden nicht als Gegensatz erkannt. M R O F 17

Von der Zeichnung zum Möbel Die Grundformen werden mit den Zei- chenelementen Punkt, Linie und Fläche dargestellt. Im Möbelentwurf stellen sie wichtige Merkmale des Stücks, wie die Konstruktion oder Bauteile, dar. Die Entwurfszeichnung verdichtet und abstrahiert die Idee. Sie legt den Kern der Idee frei und ist am besten geeignet, die Gestaltung zu entwickeln. Verschiedene Ansätze können so leicht verglichen und der richtige kann herausgefiltert werden. Anders als die erste Ideenskizze sind Entwurfszeichnungen besonders dann eine große Hilfe, wenn sie maßstäblich erstellt werden. Das funktioniert gut in der Freihandzeichnung. Die Hilfsmittel Lineal oder CAD werden jetzt noch nicht benötigt. Das Kombinieren und Probieren in der Zeichnung ist das Einmaleins des Gestalters. Ein Möbel ist immer dreidimensional. Man muss also das räumliche Vorstel- lungsvermögen trainieren und die Fähig- keit entwickeln, die Ansichtsflächen des Möbels aus der Zeichnung in der Vorstell- lung dreidimensional zusammenzufügen.

Mit Flächenteilung und Proportion gestalten Durch Einteilen und Gliedern der Grundform entwickelt sich das Möbel. Die Ansicht entsteht. So können aus einer Grund- form durch unterschiedliche Flächenteilung ganz verschiedene Möbel entstehen. Die Gestaltung gibt dem spielerischen Aus- probieren unterschiedlicher Varianten Richtung und Ziel. Flächenteilung Beim Zeichnen des Entwurfs werden im- mer wieder einfache Grundformen durch die Linienführung in kleinere unterteilt. Die Ansichtsfläche eines Korpusmöbels ist zum Beispiel oft ein großes Rechteck, das durch die Einteilung von Türen, Fächern und Auszügen in kleinere, viereckige Flä- chen aufgeteilt wird. Die Teilflächen haben zueinander und zum Ganzen jeweils einen eigenen Bezug. Durch Gestaltung wird die Flächenteilung verändert und damit der Bezug der Teilflächen zueinander. Die Ver- schiedenheit von Teilflächen in ihrer Größe, Struktur, Helligkeit und Farbe setzt Kon- traste und baut Spannung auf. In der einfachen Linienzeichnung lässt sich die Spannung gut erkennen. Sie kann kontrol- liert und verändert werden.

Proportion und Goldener Schnitt Das Verhältnis der Teile zueinander und zum Ganzen bezeichnet man als Propor- tion. Das berühmteste Beispiel dafür ist der Goldene Schnitt, der beispielsweise ein bestimmtes Seitenverhältnis für ein Rechteck festlegt. Der Gedanke der Pro- portion findet auch im dreidimensiona- len Raum Anwendung. Er spielt bei allen Maßverhältnissen eine Rolle. So steht die Dicke einer Platte an einem Korpus in Proportion zu ihrer Abmessung, zur Grö- ße des Korpus, zum Maß der Fuge zwi- schen Platte und Korpus, und so weiter. Möbel bestehen aus vielen Komponenten, die zusammengefügt werden. Sobald ein Teil – ob Fläche, Korpus oder Detail – ver- ändert wird, hat das Auswirkungen auf das gesamte Erscheinungsbild. Deshalb ist es wichtig, immer das Ganze im Blick zu haben. Erst aus der Summe der Teile entsteht die Gestaltform als Ganzes. Das Maßverhältnis des Goldenen Schnitts ist keine Garantie für eine gelungene Ge- staltung. Die schematische Anwendung führt nicht automatisch zu einem guten Ergebnis. Ein Größenverhältnis sollte ent- weder harmonisch oder spannungsreich sein. Manchmal passt der Goldene Schnitt und manchmal eben nicht. Du findest die richtige Lösung für dein Möbel, indem du unterschiedliche Proportionen der Flächenteilung und das Zusammenspiel der Bauteile ausprobierst und miteinander vergleichst. M R O F 21

Prägnanz Prägnanz bedeutet: Eindeutigkeit, Klarheit, Genauigkeit, das Wesentliche auf den Punkt gebracht. Prägnanz stellt sich ein, wenn ein Entwurf klar und deutlich zu- tage tritt. Wenn nichts Überflüssiges mehr weggelassen werden kann, wenn alle Gestaltungsmittel genau richtig eingesetzt sind und ihre Wirkung genau aufeinander abgestimmt ist. Lege für deinen eigenen Entwurf einen Hauptkontrast als Schwerpunkt fest. Setze weitere Kontraste unterstützend ein und stelle Bezüge zum Hauptkontrast her. M R O F 23

Material Jedes Ding, jeder Gegenstand ist aus Material. Material ist sicht- bar, anfassbar und bearbeitbar. Das Handwerk ist eng mit den Materialien und ihrer Bearbeitung verbunden. Die moderne, weitgehend maschinelle Bearbeitung lässt das manchmal ver- gessen. Tatsächlich aber kommt dem Material im Tischlerhand- werk eine große Bedeutung zu. Eine Idee zu realisieren bedeutet, sie mit einem Material zu verbinden. Ein und dieselbe Form kann mit unterschiedlichen Werkstoffen völlig anders erscheinen. Andererseits kann nicht jede Form aus jedem Werkstoff hergestellt werden. Jedes Material vereint in sich technische und emotionale Eigen- schaften. Sie erzeugen eine eigene Wirkung und prägen die Entwurfsidee. Zum Beispiel verbinden sich mit Metall Kühle und Nüchternheit, mit Holz dagegen Wärme und Lebendigkeit. Verantwortlich für diese Wirkung sind Merkmale wie die Tex- tur, die Farbe, die Oberflächenbeschaffenheit und die Wärme- leitfähigkeit des Materials. Für Gestalterinnen und Gestalter ist es deshalb wichtig, sich die technischen Eigenschaften, die Be- arbeitungsmöglichkeiten und die Ausdruckskraft des Materials anzueignen. Die Bearbeitung von Hand und die Wahrnehmung von Sinneseindrücken bieten dazu die beste Möglichkeit. I L A R E T A M 25

Oberfläche Die Beschaffenheit der Oberflächen eines Gegenstands ist von den eingesetzten Materialien und der Bearbeitung abhängig. Vie- le Materialien haben eine innere Struktur – beispielsweise die Zellstruktur von Holz oder die faserige Struktur einer Spanplat- te. Manche Materialien haben außerdem eine Textur. Das ist die sichtbare Zusammensetzung von Materialien, z. B. das Gewebe eines Stoffs oder die Marmorierung eines Steins. Zuletzt gibt es noch die Bearbeitungsspuren, die bewusst zur Gestaltung eingesetzt werden können. Bei Holz sind das über- wiegend Spuren, die durch sägeraue Oberflächen, Bürsten und Flämmen entstehen. Außerdem sind auch reliefartige Bearbei- tungsspuren möglich.

Materialeinsatz Die Auswahl des Materials hat großen Einfluss auf die sichtbare Oberfläche des Möbels, aber auch auf die Konstruk- tion, die Gestaltform und die Bearbeitung. Tischler verarbeiten viele ganz unter- schiedliche Materialien. Diese Vielseitig- keit verlangt eine hohe Kompetenz und setzt die intensive Beschäftigung mit den Materialien voraus. Für Holz, das ursprüngliche Material des Tischlers, gilt: Streifige Furniere betonen die geradlinige Form und geben Richtung. Strukturarme, schlichte Furniere wirken durch ihre Grundfarbe und lassen die gra- fische Wirkung der Gestalt und der Flä- chenteilung stärker hervortreten. Stark blumige Furniere beleben und füllen Flä- chen aus, ohne eine Richtung zu betonen. Sie haben eine bildhafte Wirkung, die auf größeren, ungeteilten Flächen gut einge- setzt werden kann. Materialcollage Der geplante Materialeinsatz muss sorg- fältig auf seine Wirkung hin geprüft wer- den. Eine Materialcollage hilft, das Zusam- menspiel der Materialien schon im Entwurf auszuprobieren und trainiert die Sinnes- eindrücke. Dabei solltest du darauf achten, dass die Flächenanteile in der Collage dem Entwurf entsprechen. Hat beispielsweise eine Griffnut aus Holz in einer Lackfront prozentual nur einen kleinen Anteil an der gesamten Ansichtsfläche, so sollte auch der Anteil an der Collage gering sein. Oft ist es besser, sich beim Gesellenstück auf wenige Materialien zu beschränken und sich mit diesen sorgfältig auseinanderzusetzen. Zu viele Materialien können sich gegenseitig in ihrer Wirkung schwächen. I L A R E T A M 27

Farbe Jeder Gegenstand wird auch durch seine Farbe sichtbar. Das kann die Eigenfarbe des Materials sein oder eine aufgebrachte Farbschicht (z. B. Lack oder HPL). So selbstverständlich die Far- ben in unserer sichtbaren Welt sind, so umfangreich und kom- plex ist dieses Thema. Farbe kann Werkstoff sein, emotionaler Ausdruck und Symbol. In der Malerei, der bildenden Kunst und im Design sind Farben und ihre Wirkung von elementarer Be- deutung. Das Thema Farben kann hier nur angedeutet und muss unbedingt weiter vertieft werden. Das Gestalten mit Farbe ist ein kreativer Prozess. Im Hand- werksdesign wird Farbe nicht in künstlerischer Freiheit, son- dern zweckgebunden als Gestaltungsmittel eingesetzt. Deshalb ist das Wissen um die Farbwirkung so wichtig. Jede Materialwahl für die Oberfläche ist gleichzeitig auch eine Farbwahl und beeinflusst die Komposition und den Entwurf. Farben sind mit Emotionen und Stimmungen verbunden. Diese solltest du kennen und beachten, um die bestmögliche Wirkung zu erreichen. Die verschiedenen Farbtöne können schon früh mit Buntstift oder Marker in der Zeichnung auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Dieser Erkenntnisgewinn aus der Entwurfs- zeichnung ist sehr hilfreich und unverzichtbar. In der Farbenlehre gibt es viele Wechselbezie- hungen mit ganz unterschiedlicher Wirkung. Diese solltest du unbedingt studieren! E B R A F 29

Details entwickeln Wenn der Entwurf Form angenommen hat, werden die Details ausgearbeitet. Die gestalterische Idee ist jetzt formuliert. Nun geht es darum, sie in den Einzelheiten zu bearbeiten. Für jede Ecke, jeden Übergang, jede Verbindung ist eine Detailentschei- dung zu treffen. Das betrifft die Art, wie Front, Korpus, Deckel, Gestell, Kante und Beschlag im Möbel zusammenfinden. Dazu werden Möglichkeiten geprüft, abgewogen und verglichen. Ma- terial, Konstruktion und Funktion treffen zusammen. Es gibt auffällige und ganz unauffällige Details. Der Beschlag beispielsweise ermöglicht nicht nur die Funktion des Möbels. Oft ist er außen am oder auch innen im Möbel sichtbar und stellt damit einen gestalterischen Akzent dar, der das Entwurfskon- zept unterstützen soll. Durchdachte und sorgfältig ausgeführte Details machen die Qualität des Handwerks aus. Der Griff Der Griff ist ein wichtiges Gestaltungsmittel. Griffe zeigen dem Benutzer die Bedienung des Möbels an und lenken die Aufmerk- samkeit auf wesentliche Funktionen wie eine Tür oder einen Auszug. Sichtbare Griffe unterscheiden sich oft in Material, Far- be und Form von der Front des Möbels. Ihnen kommt deshalb große Bedeutung für die Gestaltung zu. Sie müssen für die Funk- tion an der richtigen Stelle angebracht sein. Gleichzeitig beein- flussen sie die Gestaltwirkung (siehe Seite 16). In der modernen, reduzierten Formensprache werden Griffe gerne weggelassen. Sie sind dann in breiteren Fugen oder an Unterkanten integriert. Alternativ öffnet ein Beschlag die Front, wenn der Benutzer einen kurzen Druck auf sie ausübt („Push-to- Open“). Oft ist es anspruchsvoller, einen Griff sichtbar zu zeigen und sauber in die Gestaltung einzubinden, als sich grifflos aus der Affäre zu ziehen. Die Gestaltung der Grifflösung unterstützt die Persönlichkeit und den Charakter eines Möbelstücks. L I A T E D 31

Planung Wer gute Ideen hat und kreativ gestaltet, der muss sich genauso sorgfältig um die Umset- zung kümmern und diese systematisch planen. Neben Voruntersuchungen zu Materialien, zur Verfügbarkeit von besonderen Bauteilen sowie zu Preisen und Bearbeitungstechniken gehören Modelle und Probestücke zum Repertoire der Gestalterinnen und Gestalter. Eine realistische Einschätzung des Zeitbedarfs für die eigentliche Fertigung, die du in der Prü- fungsphase bewältigen musst, gehört beim Gesellenstück ebenso dazu. Arbeitsmodell Ein Arbeitsmodell macht die Entwurfs- idee dreidimensional sichtbar. Es ist meistens nicht aus den Originalmateria- lien gebaut – es kann sogar aus Pappe oder weißem Karton sein. Aus einem Kor- pus mit Schubladen wird ein einfacher Quader, schmale Fugen können als Linie angedeutet werden oder verschwinden ganz. Es ist wichtig, dass das Modell sorg- fältig und maßstabsgetreu gebaut wird, um die Proportionen richtig beurteilen zu können. Weil manchmal Struktur, Mus- ter und Zeichnung des Originalmaterials (z. B. Holz oder Furnier) für das Modell nicht maßstäblich verkleinert werden können, ist es oft besser, mit Ersatzma- terialien zu arbeiten, deren Oberfläche gleichmäßig und fein ist. G N U N A L P 33

Zeitplan erstellen Das Zeitfenster für die Herstellung des Gesellenstücks in der Prüfung ist knapp bemessen. Ein Ablaufplan hilft, die Arbeits- schritte zu sortieren und den Zeitbedarf so zu planen, dass das Stück in der vorgegebenen Zeit fertiggestellt werden kann. Das Formblatt ist in den Unterlagen der Innung zur Vorbereitung auf die Gesellenprüfung enthalten. Das Gesellenstück ist ein Teil der Prüfung und muss für die Fer- tigung in höchstens 100 Stunden geeignet sein. Manchmal ist nicht für alle Ideen gleichzeitig Platz. Dann ist es besser, einige für spätere Gelegenheiten oder für eine Umsetzung außerhalb der Prüfungssituation aufzuheben. Mit einer guten Vorbereitung sowie durch Modell- und Musterbau kannst du in der vorgegeben Zeit vieles realisieren. Modell- und Prototypenbau Neben dem verkleinerten Arbeitsmodell müssen manche Überlegungen an einem Funktionsmodell im Maßstab 1:1 auspro- biert werden. Das kann eine Holzverbindung sein, das Profil einer Kante oder die Dicke einer Platte. Selbst entwickelte Konstruktio- nen und Beschläge können so ebenfalls geprüft werden. Ist für ein Gesellenstück Formenbau erforderlich, so muss auch dieser ausprobiert werden. Die Formen können später beim Bau des Gesellenstücks wieder genutzt werden. In seltenen Fällen kann es sogar richtig sein, das ganze Gesellenstück vorab als Prototyp mit einfachen Materialien aus- zuprobieren. Die Erstellung des Gesellenstücks steht unter großem Zeitdruck in einem begrenzten Zeitfenster. Also: Beginne besser früh mit dem Ausprobieren, um sicher und geübt zu sein. Die Stärken und die Erfahrung deines Ausbildungsbetriebs zu nutzen, ist manchmal besser, als etwas gänzlich Neues und Ungewohntes zu versuchen.

Umsetzung prüfen Mit der Idee und dem Entwurf wird ein individuelles Möbel entwickelt. Damit daraus ein gut gestaltetes und gut bewertetes Gesellenstück werden kann, hier einige Fragen zur Selbsteinschätzung: Wo liegen meine Stärken und was geht mir nicht so gut von der Hand? Frage ggf. deine Kollegen und deine Ausbilder. Was ist der Tätigkeitsschwerpunkt meines Ausbildungsbetriebes? Massivholzbau, Plattenbau, Bau- oder Möbeltischlerei, Furnier, Lackoberflächen, Rundungen und spezielle Formen, Mineralwerkstoffe oder die Verarbeitung von Materialien wie beispielsweise Metall, Stein und Glas? Welche Maschinen stehen mir zur Verfügung? Spezielle Fräser, ein CNC-Bearbeitungszentrum, eine Furnierpresse, ein Lackierraum? Welche Bezugsquellen für Materialien und Beschläge gibt es? Recherchieren und Fragen stellen. Welche Anforderungen stellt meine Innung an das Gesellenstück? Lehrer und Prüfungsausschuss geben Auskunft (siehe auch Kapitel „Spielregeln“ ab Seite 36). G N U N A L P 35

Prüfungsausschuss Der Prüfungsausschuss der Innung bestimmt die Anforderungen und genehmigt das Gesel- lenstück. Bevor das Gesellenstück gebaut werden kann, müssen die Zeichnungen dem zustän- digen Prüfungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Innungen haben ihre Anforderungen an das Gesellenstück schrift- lich zusammengefasst. Sie werden allen Aus- zubildenden für die Vorbereitung zur Verfü- gung gestellt. Dabei geht es zum Beispiel um: • • • • die Größe die Verwendung von Holz und Furnier die Art und die Funktion von Beschlägen notwendige Bauteile wie Türen und Schubladen die Zeichnungserstellung die Herstellung in 100 Stunden • • Die Richtlinien der verschiedenen Tischlerin- nungen sind ähnlich, aber nicht genau gleich. Deshalb werden sie hier nicht näher ausge- führt. Wie die geltenden und verbindlichen Regeln lauten, erfährst du in der Berufsschu- le, beim Lehrlingswart der Innung oder bei einem Mitglied des Prüfungsausschusses. Mache dich früh mit den Regeln vertraut, damit dein Entwurf für das Gesellenstück ohne Probleme genehmigt werden kann! N L E G E R L E P S I 37

10 Punkte für die Genehmigung Viele Innungen verwenden eine Punktelis- te, um die Genehmigungsfähigkeit eines Entwurfs zu beurteilen. Damit kann diese schon während der Entwurfsbearbeitung von den Auszubildenden eingeschätzt werden. Für bestimmte handwerkliche Verbindungen, für Bearbeitungstechni- ken und für besondere Materialien wer- den Punkte vergeben. Wer mindestens 10 Punkte sammeln kann, dessen Entwurf ist in der Regel genehmigungsfähig. Die abgedruckte Liste ist ein allgemeines Bei- spiel, Abweichungen sind im Einzelfall je nach Innung möglich. Bei der Punkteliste geht es nicht um die gestalterische Qualität, sondern um die Prüfungsanforderungen. Die Liste hat also nichts mit dem Wettbewerb „Die Gute Form“ zu tun. Gestaltung ist aber sehr wohl zielgerich- tet. Du solltest also die Genehmigungs- fähigkeit deines Entwurfs durch den Ab- gleich mit der Punkteliste im Blick haben. Bei der Vergabe der Punkte hat der Prüfungsausschuss das letzte Wort. Plane daher besser 1 oder 2 Punkte als Reserve ein. Baue aber auch nicht künstlich Schwierigkeiten ein, um Punkte zu holen. Ein gelungener und sorgfältiger Entwurf hat die besten Chancen, die notwendige Punktzahl zu erreichen.

Bewertungskriterien für Gestaltung und für „Die Gute Form“ Die Gestaltung von Gesellenstücken wird nach eigenen Kriterien bewertet. Bereits in der Gesellenprüfung werden dafür bis zu 10 Punkte vergeben. Im Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“, der in der ersten Stufe auf Innungsebene meist zeitgleich statt- findet, steht die Gestaltung dann ganz im Mittelpunkt und wird mit Auszeichnungen gewürdigt. Anstelle von Noten für die Ausführung vergibt die Jury im Wett- bewerb Anerkennungen für die Gestaltungsqualität. Die Jury- entscheidung in Designwettbewerben ist dabei immer eine Art Momentaufnahme: die Zusammenstellung der Stücke, aktuelle Trends, die Mitglieder der Jury – all das spielt eine Rolle und führt zu einem Ergebnis, das in dieser Konstellation einver- nehmlich, richtig und verbindlich ist. Dieses muss unter anderen Umständen (mit anderen Stücken, einer anderen Jury, zu einer anderen Zeit) aber nicht automatisch wieder genauso ausfallen. Gestaltung zu bewerten, ist nicht wie Mathematik – eins und eins ergibt dabei nicht immer zwei. Sei also nicht enttäuscht, wenn es mit einer Auszeichnung nicht klappt, sondern fasse vielmehr den Mut, dich im weiteren Berufsleben intensiver mit dem The- ma Gestaltung auseinanderzusetzen. Auf der folgenden Seite sind die Kriterien aufgeführt und erklärt: N L E G E R L E P S I 39

Kriterien Was ist damit gemeint? Beispiele und Hinweise Idee und Entwurf Ist eine individuelle Gestaltungsidee erkennbar? Ist das Möbel in sich stimmig? Originalität Was ist die Idee des Stücks? Ist ein Grundgedanke erkennbar? Hat es Eigenständigkeit? Ist eine persönliche Auseinanderset- zung mit dem Entwurf erkennbar? Gestaltungsqualität Sind Proportionen und Maßverhältnisse untersucht und bewertet worden? Wie ist die Linienführung und sind die Flächen zueinander in Beziehung gesetzt? Material und Farbgestaltung prüfen! Kontrastsetzung verdichten! Ist das Möbel schön? Wie ist die Ausdruckskraft und die ästhetische Wirkung des Stücks? Wirkung der Details beachten! Schaue dir die komplette Gestaltform des Möbels an. Das Ganze ist mehr als die Sum- me der einzelnen Teile. Bilden die einzelnen Bauteile (Korpus, Front, Platte, Beschlag, Griff etc.) zusammen ein stimmiges Ganzes? Ein Barschrank beispielsweise ist alleine noch keine Entwurfsidee, sondern erstmal nur ein Möbelthema, eine Aufgabe. Gibt es darüber hinaus eine persönliche Geschichte, eine Story zu erzählen, einen Grundgedan- ken für den Entwurf? Durch eine gründliche Beschäftigung mit dem Entwurf wird er zunehmend eigenständig. Beurteile die Aufteilung der Flächen und besonders der Fronten mit Türen, Auszügen und Fächern zueinander und in Bezug auf das ganze Möbel. Beurteile die Furnieraus- wahl und den Maserungsverlauf sowie die Größe, die Form und das Material der Be- schläge und Griffe. Passen die Details zum Konzept und zur Idee? Modernität Nicht vergangene Stilepochen nachahmen! Retro hingegen ist ein Trend, der als Gestaltungsmittel eingesetzt werden kann. Er entsteht durch Zitate und Verfremdung.

Kriterien Was ist damit gemeint? Beispiele und Hinweise Funktionalität Wie ist das Zusammenspiel von Funktion, Form, Konstruktion und Ergonomie? Technische Qualität Sind die Werkstoffe materialgerecht verarbeitet? Ist die Materialkombination stimmig? Passen Werkstoff, Bauart und Verbindungen zusammen? Ökologische Qualität Ressourcenschonender Materialeinsatz und Nachhaltigkeit. Handwerklichkeit Mit Handwerklichkeit sind in erster Linie traditionelle Techniken und Verbindun- gen gemeint – insbesondere Zinken und Schlitz/Zapfen. Handwerklichkeit wird gerne gesehen, sagt aber noch nichts über gute Gestaltung aus. Achte auf einfache Bedienbarkeit, vermeide Verletzungsgefahren und bedenke die Reinigung (Staubwischen, Staubsauger)! Die Sockelhöhe sollte abgestimmt sein und die Auszüge sollten in einer Höhe angeordnet sein, in der sie bequem benutzbar sind. Aus- züge hinter Türen solltest du herausziehen können, wenn die Tür um 90˚ geöffnet ist. Wähle die Konstruktion und den Beschlag passend zum Material. Berücksichtige dabei die Eigenschaften des Materials. Kombiniere verschiedene Materialien nicht freestyle, sondern überlegt und passend zur Idee und zum Entwurf. Die Verbindungen sollten der Bauart und dem Material entsprechen. Vermeide Verbundwerkstoffe und setze stattdessen auf einen angemessen sparsamen Einsatz nachwachsender Rohstoffe und recyclebarer Materialien. Achte auf die Langlebigkeit deines Stücks. Ein handwerkliches Stück ist nicht automa- tisch gut gestaltet. Aber ein gut gestaltetes Möbel ist meistens auch handwerklich gut gemacht. N L E G E R L E P S I 41

Links www.gestaltung-erstausbildung.de www.tischler.nrw Fotonachweis Fachverband Tischler NRW Stefan Geiger, Köln für dds Manfred Stommel-Prinz, Köln Bettina Engel-Albustin, Moers Herausgeber Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen 5. vollständig überarbeitete Auflage 2020 Konzeption / Text Hans Christoph Bittner, Manfred Stommel-Prinz Layout ElephantsCanJump GmbH & Co. KG, Dortmund